Unter dem Titel „Sucht & Co – Sucht kommt selten allein und nicht aus heiterem Himmel“ veranstaltete die Selbsthilfekoordination (SEKO) in Bayern am 05. Juli 2019 zum zehnten Mal ihren bayernweiten Fachtag zum Thema Sucht-Selbsthilfe.
Das Aufgreifen aktueller Themen, die jeweils von guten Referenten*innen vorgetragen werden sowie eine perfekte Organisation sind ein Grund dafür, dass die Koordinatorin bundesweiter Lotsennetzwerke, Marina Knobloch, immer wieder gern nach Bayern fährt, um neue Anregungen für die eigene Arbeit mitzunehmen, neue Menschen in der Selbsthilfe kennenzulernen und Netzwerkarbeit zu betreiben.
Diesmal nahm sie sogar eine vierstündige Anreise von Erfurt nach Neu-Ulm in Kauf, und es hat sich wieder gelohnt:
Im Plenum konnte die Suchttherapeutin Marion Richter eindrucksvoll die Entstehung einer Sucht darlegen. Im Anschluss entschieden sich die Teilnehmer*innen für einen von vier Workshops zum Thema Sucht und Gesundheit. Ob „Sucht und Schreiben – Kreative Wege aus der Sucht“, „Ursachen der Sucht im sozialen Umfeld sehen und angehen“, „Ausgrenzung als Folge der Sucht – und mein Weg zurück“ sowie „Sucht und psychische Erkrankungen“ – für jeden und jede war etwas dabei. Am Ende gab es im Austausch-Café die Möglichkeit, auch etwas über die anderen Workshops zu erfahren, an denen man nicht teilnehmen konnte.
Das Thema „Kreative Wege aus der Sucht durch Schreiben“ sprach Marina Knobloch besonders an, weshalb sie auch diesen Workshop besuchte. Kann man mit Hilfe der Methode des Poetry Slam das Thema Sucht bearbeiten und sich mit der eigenen Geschichte auseinandersetzen? Eindeutig JA! Man kann.
Beim Poetry Slam sind ein paar Regeln zu beachten wie
• die Texte müssen selbst geschrieben sein,
• es gibt ein festes Zeitlimit (fünf bis sieben Minuten),
• es dürfen keine Requisiten oder Verkleidungen verwendet werden.
Die Referentin, Pauline Füg, zeigte den Teilnehmer*innen, wie sie kreativ über Sucht nachdenken und anschließend die Gedanken aufschreiben können. Frau Füg ist Diplom-Psychologin, Autorin, Poetry Slammerin und Coach. Ihre persönliche Geschichte und ihre vorgetragenen Geschichten inspirierten und motivierten die Anwesenden zu eigener kreativer Arbeit.
Eine Teilnehmerin schrieb:
Mein Name ist Kranich.
Ich fliege mit meiner Schar in zweiter Reihe Richtung Himalaya,
um ihn zu überwinden.
Ich träume davon diese Hürde gemeinsam zu schaffen,
um dann einen Nistplatz zu finden.
Ich hatte vor langer Zeit den Versuch unternommen.
Nun aber wird’s gelingen.
Die ganze Zeit fühle ich mich „beflügelt“, voller Tatendrang, die Gemeinschaft trägt.
Oft darf ich dazulernen und morgen ist ein neuer Tag, ein Geschenk, Verantwortung, Liebe…..
Gestern ist geschehen.
Jetzt nehme ich am Leben teil.
Gedanken aufzuschreiben kann sehr befreiend sein. Die Kreativität bestimmt jeder und jede selbst. Ein Versuch ist es allemal wert.
Ein toller Workshop, eine gute Veranstaltung! Im nächsten Jahr gerne wieder!
Marina Knobloch