… so lautete das Motto des am vergangenen Samstag durchgeführten 4. bundesweiten Lotsenfachtages im Berliner Wedding.
Dieser Fachtag am 07. September war für die Koordinatorin bundesweiter Lotsennetzwerke, Marina Knobloch, ein kleines Experiment. Warum? Weil er nicht – wie die anderen drei Fachtage zuvor – in Erfurt, sondern etwas weiter weg in Berlin stattfand und weil erstmals ein anderes Lotsennetzwerk, nämlich das Lotsennetzwerk Berlin, als Kooperationspartner inhaltlich, organisatorisch und durchführend beteiligt war. Am Ende war allen Beteiligten die Erleichterung anzusehen, denn das Experiment war gelungen.

Stimmengewaltig begann der Fachtag mit den drei Sängerinnen des Gospelchors „Miracle Voice“ der Gemeinde der Miracle Harvest Curch, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit „Oh happy Day“ und anderen Liedern fröhlich begrüßten und motivierend in den Tag stimmten.

Es folgten Grußworte von der Geschäftsführerin des Fachverbandes Drogen- und Suchthilfe e.V., dem Träger des Lotsennetzwerks Thüringen, Friederike Neugebauer und dem Geschäftsführer vom Haus Phönix gGmbH, dem Träger des Berliner Lotsennetzwerks, David Hill. Bereits hier wurde deutlich, dass ein Lotsennetzwerk nur dann gut funktionieren kann, wenn es den notwendigen Rückhalt vom Träger erhält. Dies ist beim Thüringer und auch beim Berliner Lotsennetzwerk zu 100% der Fall.

Der fachliche Teil begann mit dem Vortrag von Herrn Dr. Darius C. Tabatabai von der Hartmut-Spittler-Fachklinik in Berlin, der vor allem die soziale Komponente im Zusammenhang der Entstehung einer Abhängigkeit hervorhob. An sehr anschaulichen Beispielen zeigte er auf, welche Faktoren eine resiliente Entwicklung ermöglichen. Darüber hinaus machte er deutlich, dass Abhängigkeitskranke, die raus aus der Sucht wollen, verstehen müssen, dass sie, um ihr Ziel zu erreichen, keine „Autobahn“ vor sich haben, sondern einen „Waldweg“, der uneben, kurvenreich und dicht bewachsen ist.

Herr Dr. Kristian Wittke vom Landeskriminalamt Berlin klärte die Anwesenden über die verschiedensten Drogen, deren Beschaffenheit, der Art des Konsums, der Herkunft und gesetzlichen Einbindung, auf. Damit verschaffte er einen aktuellen Überblick über die Situation in Berlin und Umgebung.

Michael Frommhold vom Drogennotdienst in Berlin berichtete über das Bundesteilhabegesetz und die dazu eingeführte „Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung“. Lotsennetzwerke könnten auch in diesem Bereich im Rahmen der Unterstützung abhängigkeitskranker Menschen tätig werden.

Den krönenden Abschluss des fachlichen Teils machte Alexander Lutz, Lotse im Lotsennetzwerk Berlin. Er berichtete von seinem langen und unebenen Weg vom Junkie zum Lotsen. Seine Geschichte bestätigte die Ausführungen von Dr. Tabatabai, dass der Weg aus der Sucht lang und mit vielen Hochs und Tiefs gekennzeichnet ist.

Am Nachmittag konnten sich die ca. 80 Teilnehmer*innen des 4. Lotsenfachtages in Kleingruppen zu verschiedenen Themen im Bereich legale und illegale Suchtstoffe austauschen.
Am Ende des Fachtages wurde der Wunsch geäußert, zukünftig mehr Zeit für die Arbeit in Kleingruppen zu haben. Dies fördert den Austausch und die Reflektion von Erfahrungswissen, unterstützt die Arbeit der freiwilligen Helferinnen und Helfern in Lotsennetzwerken und der Suchtselbsthilfe und fördert die Zusammenarbeit mit der Suchthilfe.

Ein großes Dankeschön in Vorbereitung und Durchführung des Fachtages geht an das Lotsennetzwerk Berlin, vor allem an den Projektleiter Günter Wittek. Darüber hinaus danken wir dem Gemeindezentrum der Jesus Miracle Harvest Church für die Bereitstellung der Räumlichkeiten sowie der Stiftung Hilfe zur Selbsthilfe Suchtkranker und Suchtgefährdeter für die finanzielle Unterstützung.

 

Marina Knobloch
10.09.2019