Ein – für das menschliche Auge – unsichtbares Wesen bringt derzeit das alltägliche Leben unserer Gesellschaft völlig durcheinander. Wir sehen nicht, was uns da plötzlich überfällt. Es kann jeden von uns treffen. Was wir sehen, sind die Auswirkungen. Nicht nur, dass es mittlerweile weltweit über 1000.000 Infizierte und mehrere 10.000 Tote gibt.
Es sind die Dinge des Alltags, die bisher so selbstverständlich waren und die wir heute so schmerzlich vermissen: die Selbsthilfegruppe treffen, Familie und Freunde besuchen, die Enkelkinder umarmen, einen Workshop oder eine Fortbildung besuchen, in die Oper, in ein Theater oder zum Fußball gehen. Die Liste könnte fortgesetzt werden.
Wir haben (noch) keine Erfahrungen mit dieser Situation, so etwas kann man auch nicht erproben. Wir sind aber gerade dabei, im Hier und Jetzt Erfahrungen zu sammeln.

Irgendwie erinnert mich diese Zeit an die Geschichte von der Arche Noah. Warum? Das von Noah erbaute Schiff namens Arche sollte die aus den Fugen geratene Welt wieder neu ordnen. Eine Sintflut hatte sich angesagt. Die Zweifler am Wegesrand machten sich lustig über Noah, denn sie sahen weit und breit kein Wasser. Und doch kam es. Gerettet wurden nur die, die sich auf der Arche befanden.
Corona ist für mich im übertragenen Sinne die Sintflut. Als Arche sehe ich die häusliche Isolation, die Menschen auf anderen Wegen zusammenbringt. Wir nehmen uns (endlich) Zeit, über uns, unser Leben, unsere Gesellschaft und unser Miteinander nachzudenken. Was ist ein Leben wert? Was ist mein Leben wert? Kann man Leben gegen Leben aufwiegen? Was ist wirklich wichtig? Wie kann ich anderen helfen, ohne mich zu gefährden? Wieso kommt gerade jetzt diese Corona-Krise? Ist die Welt aus den Fugen geraten?

Der Corona-Virus macht krank und kann tödlich sein. Unsere Ängste sind groß, denn wir wissen nicht, wann er zuschlägt und wen es trifft. Corona breitet sich sintflutartig in der ganzen Welt aus. In dieser Situation sind NACHBARSCHAFTSHILFE, SOLIDARITÄT, MORAL und ZUSAMMENHALT nur einige Begriffe, die mehr denn je in diesen Tagen an Wert gewinnen. KREATIVE Ideen werden umgesetzt. Und es werden immer mehr, die sich gegenseitig unterstützen und die unentgeltlich einen Beitrag für andere und für die Gesellschaft leisten. Trotzdem gibt es – wie bereits beim Bau der Arche – Leute am Wegesrand, die an allem zweifeln, die versuchen, aus der Situation Profit zu schlagen.

Ich möchte Sie und euch motivieren, die Zeit der Zurückhaltung und Entbehrung zu nutzen, um eigene Ziele zu reflektieren, persönliche Werte zu überdenken, Ängste durch Aneignung von Wissen zu minimieren, Fake-News zu hinterfragen, Hilfe Suchende zu unterstützen, eigene Talente (wieder) zu mobilisieren und sich nicht zu scheuen, auch selbst um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Eine Postkarte oder ein Brief auf dem Postweg an Familienmitglieder, an Freunde und Bekannte kann Wunder bewirken. Auch ein Telefonat kann hilfreich sein. Es ist gar nicht so schwer, den Hörer in die Hand zu nehmen.

Ich höre und lese immer wieder, dass nach Corona nichts mehr sein soll wie es war. Mag sein. Ich spekuliere nicht, aber ich wünsche mir, dass wir aus dieser Zeit lernen und dass vor allem das Menschliche (wieder) im Vordergrund stehen wird. Bleiben Sie gesund!

Marina Knobloch
Kontakt: knobloch@lotsennetzwerk.de