Was tun suchtkranke Menschen, wenn Suchtdruck, Einsamkeit, Langeweile, familiäre Probleme und Zukunftsängste den Alltag beherrschen und es keine Möglichkeit gibt, eine Gruppe zu besuchen? Neben den zahlreichen digitalen Angeboten gibt es nicht nur in Thüringen ein Lotsennetzwerk, in dem Lotsinnen und Lotsen suchtkranke Menschen und deren Angehörigen in dieser Zeit begleiten können.

Suchtkranke Menschen befinden sich in der Corona-Krise in einer besonderen Stresssituation: Angst vor Hilflosigkeit und fehlender Unterstützung, Langeweile und Isolation, Probleme mit der Familie sowie finanzielle Unsicherheit. All das erhöht die Gefahr des Missbrauchs von Alkohol und anderen Suchtmitteln sowie von Suchtverhalten wie Online-Glücksspielen und Computer-Rollenspielen.
Was kann aber Abhilfe schaffen, wenn Sucht-Selbsthilfe sich nicht – wie gewohnt – regelmäßig treffen kann, um sich gemeinsam mit der Situation auseinanderzusetzen und sich gegenseitig Halt und Unterstützung zu geben?

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen und deren Mitgliedsverbände weisen in einem Positionspapier zur Rolle der Sucht-Selbsthilfe in der Corona-Krise darauf hin, dass „die Auswirkungen der Ausbreitung des SAR-CoV-2 und die damit einhergehenden notwendigen Kontaktbeschränkungen … auch die Sucht-Selbsthilfe vor große Herausforderungen stellen. Die regelmäßigen Treffen von Selbsthilfegruppen können nicht in gewohnter Weise durchgeführt werden und die vielzähligen Veranstaltungen und Aktivitäten, die suchtkranken Menschen und Angehörigen einen geschützten Raum bieten, mussten abgesagt oder auf ungewisse Zeit verschoben werden.“

Umso wichtiger ist es für suchtkranke Menschen und deren Angehörige zu wissen, dass es dennoch einen Ausweg aus dieser Situation gibt. Seit 2008 begleiten Lotsinnen und Lotsen aus der Sucht-Selbsthilfe in Thüringen Menschen mit einer Suchterkrankung sowie deren Angehörige. Lotsinnen und Lotsen sind selbst Sucht erfahren, freiwillig und ehrenamtlich im Lotsennetzwerk tätig und arbeiten mit den beruflichen Fachkräften der Kliniken und Suchtberatungsstellen zusammen. Die unterstützenden Akteur*innen haben den hilfesuchenden Menschen im Blick und bieten die Chance, selbst in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie, Suchthilfe und Selbsthilfe zusammen zu bringen, die Ressourcen der jeweiligen Partner*innen nutzbar zu machen und so auch in der Isolation Begleitung durch Lotsinnen und Lotsen anzubieten. Diese Begleitung kann eine Zeit lang telefonisch, aber auch in vielen bundesweiten Lotsennetzwerken unter Einhaltung der Abstands- und Hygienebestimmungen direkt erfolgen.

Träger des Lotsennetzwerks Thüringen ist der Fachverband Drogen- und Suchthilfe e.V., der darüber hinaus weitere bundesweite Lotsennetzwerke koordiniert. Informationen über Lotsen und Lotsinnen und Netzwerkarbeit gibt es auf der Website www.lotsennetzwerk.de

Marina Knobloch