Am 13.12.2019 lud der Bundesverband der AOK zum Selbsthilfe-Fachtag nach Berlin ein.
Inhaltlich ging es darum herauszufinden, ob die aktuellen Ansätze der Arbeit der Selbsthilfe noch dem ursprünglichen Selbsthilfegedanken gerecht werden.
Lotsennetzwerke und Peer-Counceling sind Beispiele, die gut organisiert und mit den Angeboten der professionellen Einrichtungen vernetzt sind. Was hat das aber mit Selbsthilfe zu tun?
Selbsthilfearbeit basiert auf Erfahrungswissen, welches im Kreise der Betroffenen geteilt wird, ganz nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Die Selbsthilfegruppe bietet zum Beispiel die Möglichkeit, dieses Erfahrungswissen zu reflektieren. Aber nicht nur die Selbsthilfegruppe. Auch das Zusammentreffen mit den Profis aus dem Gesundheitssystem ermöglicht eine umfassende Auseinandersetzung mit der eigenen Betroffenheit.
Selbsthilfe hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Sie ist nicht nur ein Stuhlkreis, der sich einmal die Woche trifft. Selbsthilfe will gehört werden: von den von einer Krankheit betroffenen Menschen, von deren Angehörigen, von den Profis und von der Politik. Dazu braucht sie verlässliche Partner*innen aus dem Gesundheitswesen und „Rückendeckung“ von der Politik.
Der Fachtag in Berlin zeigte Best-Practice-Ansätze einer gut vernetzten Selbsthilfe, wie das Modell des Lotsennetzwerks am Beispiel von Thüringen, das Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen sowie Peer-Counseling im Krankenhaus (PIK).
Die ehrenamtliche und freiwillige Beratung und Begleitung von Menschen im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe ist Selbsthilfearbeit pur. Eine Vernetzung zwischen den Akteuren bewirkt einen Win-Win-Win-Effekt. Einerseits erfährt die von Krankheit betroffene Person eine Unterstützung, die empathisch, Lebensmut machend und auf Augenhöhe ist. Andererseits wächst die unterstützende Person an ihrer Tätigkeit, denn sie bekommt von der zu begleitenden Person wieder etwas zurück. Und schließlich haben Gesundheitswesen und Politik etwas davon, denn die Selbsthilfe ist zu einem festen Hilfesegment geworden, die nicht nur die durch das professionelle Hilfesystem „fallenden“ Menschen auffängt, sondern auch einen Beitrag für den Zusammenhalt der Gesellschaft leistet. Resümierend kann ich nur den Ausführungen im letzten Newsletter der AOK „inKONTAKT“ zustimmen: „Ob Gremienarbeit, Interessenvertretung oder
Kooperationen mit Gesundheitsprofis – die Selbsthilfe ist mit der Zeit gegangen, ohne sich im Kern zu ändern.“
Alle zu Wort kommenden Best-Practice-Beispiele wurden bisher von der AOK Bund finanziell unterstützt. Die Koordinierungsstelle bundesweiter Lotsennetzwerke sagt DANKE!

Marina Knobloch